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Was fasziniert uns an
den römischen Inschriften? In den meisten Fällen ist es, ohne
Zweifel, die Schönheit ihrer Buchstaben. Die Ästhetik der
Lettern ist der Grund, warum wir heute, nach wie vor, die Antiqua für die
Gestaltung unzähliger Bücher, Zeitungen und Magazine vorziehen.
Vor etwa 2.700 Jahren begannen die Lateiner Buchstabenformen
zu benutzen, die wir heute römische Schrift" nennen.
Sie haben das Alphabet entwickelt, welches uns heute
täglich dient: in den Zeitungen, in den Nachrichten, auf viele
Werbeplakaten, die wir überall im öffentlichen Raum sehen.
Unser heutiges Alphabet ist dem der Römer sehr
ähnlich; diesem Vorfahren haben wir für die Ästhetik, die
Lesbarkeit und für die verschiedenen Stile unserer heutigen Schriften zu
danken.
Seit 2.000 Jahren sind
die römischen Lettern die erste Wahl geblieben, wenn es darum geht, einen
Text mit schönen Buchstaben zu setzen. Deswegen ist für diejenigen,
die Buchstaben studieren, oder für die, die sie zeichnen, die genaue
Kenntnis des römischen Alphabets unerläßlich. Trotzdem ist
relativ wenig darüber veröffentlicht worden.
Das lateinische
Alphabet ist heute mit einigen Erweiterungen und Regionalisierungen
das Schriftsystem mit der höchsten Verwendung in der Welt.
Die Auswahl der Steintafeln, die wir hier vorstellen, betont
das archäologische Legat, welches gefunden wurde.
Wir zeigen Inschriften aus Frankreich, Deutschland, Spanien,
Portugal und aus dem Vereinigtem Königreich.
So glauben wir, daß einige Leserinnen/Leser motiviert
sein werden, selbst die Orte zu besuchen, wo wir die Schönheit einiger
Inschriften eingefangen haben. |
Die Epigraphik ist die
Hilfswissenschaft der Archäologie, die sich mit den alten Inschriften
beschäftigt, und so kennen wir unzählige die gezeichnet, gemalt,
geritzt, graviert und gemeißelt wurden; wir kennen sie auf den
unterschiedlichsten Trägermaterialien: Stein, Metall, Holz, Knochen,
Keramik, Mosaik, Glas.
Die Spezialisten werden nicht müde, die zahlreichen
Beiträge der Epigraphik für die Archäologie, den
Sprachwissenschaften, den Sozialwissenschaften und etliche andere Disziplinen
zu würdigen.
Daß das Studium der alten römischen Buchstaben
auch ein wesentlicher Beitrag für die Kalligraphie und Typographie gewesen
ist, ist der Aufmerksamkeit der Epigraphiker entgangen.
Üblicherweise interessiert ihnen nicht der
künstlerische Aspekt von dem, was sie studieren. Der Archäologe, der
die Geschichte der Römer studiert, interessiert sich meistens nicht
für die Renaissance oder für das 21. Jahrhundert.
Es fehlen oft multidisziplinäre Ansätze. Eine
Aufgabe dieses Buches ist das Bauen einer Brücke, welche die klassischen
Studien der Epigraphik mit den Arbeiten der modernen Type-Designer verbindet,
um die grafische Formen und die Ästhetik der römischen Buchstaben zu
verstehen.
Die klassische
Epigraphik (über)wertet jene Inschriften, die einzelne Exemplare sind,
erstellt von der erfahrenen Hand der Handwerker, die das Layout der Seiten
erdachten und die Buchstaben zeichneten. In diesem Buch werden wir aber auch
den wiederholten Schriftzügen Achtung zollen; diese konnten die Römer
sehr leicht machen, indem sie Siegel, Marken und Stempel schufen.
Derart wurden kurze Inschriften, Marken und Logos gedruckt
auf Keramikprodukte, zum Beispiel. Diese Art von Inschriften zeigt uns
auch, daß ein wesentlicher Teil der römischen Wirtschaft auf
Serienprodukte setzte. Wer Typographie macht, oder sie benutzt, für den
ist es sehr wichtig, diese Muster kennenzulernen. |